Samstag, 10. Januar 2015

Es hätte auch ein ganz normaler Tag sein können

Um 7 Uhr morgens wie gewohnt die Messe. Alles friedlich. Alle zusammen nett gefrühstückt. Ich wieder ins Bett. Mittag gegessen und dann zusammen gesungen und aufgenommen. Alles gut, aber dann auf einmal war die Sonne so seltsam. Kurz umgeschaut, der Berg hat angefangen zu brennen. Wir haben uns keine weiteren Gedanken gemacht, obwohl ich innerlich doch ziemlich erschrocken war, denn das Feuer war und ist immernoch ziemlich nah. 15 Uhr. Die Schwestern fangen an auch leicht panisch zu werden. Immer und immer mehr Sirenen hört man um sich herum. Von allen Seiten. Puuuh endlich die Hubschrauber kommen an. Ein Funke der Erleichterung. Von Maria Reina aus sahen die Flammen schon groß aus aber die müssten da vor Ort etwa geschätzt gute 3-6 Meter hoch sein, wenn nicht noch höher,  aber ich möchte wirklich nicht übertreiben. Ich werde immer nervöser. Immer mehr Sirenen. Aus einem Hubschrauber wurden 2. Die Aufnahmen abgebrochen, mit Sirenen und Hubschrauber eher unvorteilhaft. Ich gehe dann mal meine Kamera holen, damit ich alles festhalten kann. Auf einmal sehe ich den kleinen grauen Minibus auf mich zu rasen. 16 Uhr. Viel zu schnell fährt eine der Schwestern über den ziemlich unebenen steinigen Weg, guckt mich mit großen Augen an und bremst abrupt neben mir. Loooos spring rein, wir gehen helfen. Ohne nachzudenken bin ich da rein gesprungen und los ging es. Leichtsinng? Und wie. Mittlerweile hat sich das Feuer schon krass ausgeweitet und es scheinte noch lange nicht aufzuhören. Im Minibus waren dann insgesamt 5 Schwestern und ich. Nach 3 Minuten fahrt sind wir schon an eine Stelle gekommen an der uns die Polizei nicht weiter lassen wollte. Da habe ich erst gemerkt wie nah wir doch an dem Feuer sind und wohnen. Meine Panik steigt an. Die Hubschrauber fliegen ganz nah über uns, selbst die übrigen Tropfen des Wassers aus den Behältern, die unter den Hubschraubern hängen, treffen uns. Unser Ziel war eine 75 Jahre alte Omi, die alleine am Fuße der Gebirgskennen lebt, doch die Polizei wollte uns nicht durchlassen. Bis sie endlich verstanden haben, dass wir nicht zum gaffen sondern zum helfen gekommen sind. Selbst ein Fernsehrteam war anwesend. 16:30uhr. Angekommen bei der aufgelösten Omi. Zu diesem Zeitpunkt hatte die alte Frau schon ihre Kühe vom Berg geholt und das alleine. Das Feuer brannte etwa 150 Meter (geschätzt) von uns weg. Wir mehr oder weniger ruhig, da es ihr, den Tieren und dem Haus gut geht. Während das Feuer fröhlich vor sich hin brennt unterhalten wir uns noch eine Weile und beruhigen die Omi, die sichtlich froh war, dass wir angekommen sind. Die Asche fiel nur so vom Himmel, wie die ersten Schneeflocken im Winter. Plötzlich drehte sich der Spieß um. Es wurde stickiger und wärmer, deutlich wärmer. 16:45 Uhr. Ich war an meinem "Lebenriskierenlimit" angekommen. Ich will weeg... Ich will hier nicht sein. Nur gut, dass wir genau in diesem Moment angefangen haben unsere "Schneller als das Feuer" Aktion angefangen haben. Die Schwestern ignorierten meinen kleinen Nervenzusammenbruch, den konnte man wirklich nicht gebrauchen. Gut schnell umdenken dachte ich mir, mein Gewinsel bringt hier nichts. Denken, denken , denkeen. Und ruhig bleiben nicht vergessen. Das Feuer kommt immer näher. Gut meine Gedanken gefasst. Mist! Ich hab gar keine passenden Schuhe an, um da den Berg hoch und runter zu laufen. Zack Problem gelöst.  Einfach mal die Nachbarin gefragt, ob sie denn nicht ein Paar Schuhe für mich hat. Sie nicht, aber ihr Sohn. Fußballschuhe in Größe 43, besser als meine Flip Flops auf jeden Fall. Wir sahen aus. Die fünf Nonnen und die hysterische Ausländerin. Bewaffnet mit Eimern, alle nasse Tücher halb im Gesicht, denn der Rauch erschwerte das Atmen doch ziemlich und dazu die Mittagshitze und das Feuer. Ich glaube es waren etwa 35 Grad. 17 Uhr. Aus 2 Hubschraubern werden 4. Wir beförderten das Wasser in Eimern nach Oben. Ein riesiges Gerenne geht los. Einige Nachbarn kamen auch schließlich an, denn wir haben wirklich männliche Unterstützung gebraucht. Die Eimer waren wirklich schwer und diese mussten immer und immer wieder über die Zäune gehoben werden, da wir mitten in diesem Stall mit den Kälbern standen.. Daraufhin das Wasser weiter hoch transportieren.. Gut es war mehr eine eingezäunte Weide. Es ging weiter hoch noch näher ans Feuer mit Hacke und Spaten. Wir mussten einen Graben freischaufeln und diesen bestenfalls noch mit Wassen befeuchten und diesen Graben parallel zum Feuer. Ich hab dieses Prinzip bis jetzt noch nicht ganz vestanden und ob es wirklich hilft aber gut, ich hab das getan was mir gesagt wurde. Ich will nicht wissen wie oft ich diesen Berg hoch und runter gelaufen bin, ob mit leeren, vollen oder ohne Eimer. 18 Uhr. Was mir wirklich im Herzen weh tat waren die Kälbchen und die Kühe die wegen dem Rauch, der Hitze und wahrscheinlich unserer Angst und Hektik angefangen haben zu brüllen. Mir taten alle Tiere wirklich sehr leid, aber man konnte sie nicht beruhigen also weiter ging es. 18:30 Uhr. Der Wind wird schwächer. Das Feuer breitet sich nicht mehr ganz so schnell aus. Wir machen immer weiter mit dem Graben. Auch weitere Personen sind angekommen,  diesmal Profis. Es gibt hier extra Truppen die neben der Feuerwehr für Brände und besonders Waldbrände zuständig sind. Etwas Erleichterung. Trotzdem gehts weiter. Die Kühe haben sich beruhigt. 19 Uhr. Erst ein Hubschrauber kam bei uns an, der Rest flog immer wieder über unsere Köpfe hinweg, weil das Feuer da noch schlimmer war. Mein Körper hat schon lange sein Limit erreicht aber weiter gehts. Eine Stunde später hörten wir zufrieden auf, denn das Feuer zog über den Berg weiter auf die andere Seite und unsere Graben waren gegraben und viel Fläche war befeuchtet. Zwar immer noch ein mulmiges Gefühl, aber gut. Mehr konnten wir nicht machen. Immer wieder gingen von uns aus gesehen kleine Flämmchen an. Warscheinlich aber so einen halben Meter hohe Flammen in Realität. 20 Uhr. Wir packen unsere Sachen und fahren los. Den Schwestern, die auf uns warteten, alles aufgeregt erzählt und zusammen gegessen. Hier jetzt gerade 00:18Uhr. Das Feuer brennt immer noch. Jetzt gerade brennt es schon um die 10 Stunden. Und es sieht noch lange nicht so aus, als würde es sich legen. Ich bin wirklich nicht müde und kann nicht schlafen,  mit dem Wissen, dass da hinten, gar nicht mal so weit weg von mir ein riesiges Flächenfeuer brennt und nachts der Wind immer stärker ist als tagsüber. Nachts sieht man noch genauer, wie viele kleine Flammen doch noch über die ganze betroffene Gebirgskette an sind. 14 Häuser sind abgebrannt. So wie ich es verstanden habe aber nur Ferienhäuser, die leer standen. Ich bin aber leider auch nicht so aufgeklärt über die Opfer des Brandes. Jetzt werde ich mehr oder weniger ruhig schlafen gehen und sehen wie es morgen weiter geht. Ich kann nichts machen. Man hört die Hubschrauber am Himmel und ab und zu noch einige Sirenen.

Somit beende ich meinen nicht ganz so erfreulichen Beitrag.

Chiauu chiaauu nos vemos

Dienstag, 6. Januar 2015

Ich öffne meine Augen langsam. Geweckt werde ich von der langsam stark beginnenden Hitze. Chile und auch die ganze Welt schreibt den 01.01.2015. Ich liege in meinem Bett in einem Zimmer, das durch einen beigen Vorhang getrennt wird. Auf der anderen Seite des Vorhangs schläft die Madre, zu diesem Zeitpunkt müsste sie jedoch schon lange wach sein. Es müsste schon später Morgen sein, wie viel Uhr es genau ist, weiß ich nicht. Durch mein Zimmer hier in Maria Reina (bei Santiago de Chile) höre ich in der Küche und gleichzeitig Esszimmer einige Stimmen der Schwestern. Ich habe gute Laune und bin relaxter denn eh und jeh. Viele Bilder schießen mir durch den Kopf, vom Ausflug am 30.12.2014 mit den Chicas und den Schwestern in Pertrohue. Die atemberaubende Natur im Süden Chiles, die mich echt zum Staunen gebracht hat. Wunderschönes grünes Patagonien.








Ein bisschen Werbung für meinen geliebten Mate darf natürlich nicht fehlen :D


 Die Bilder von der Neujahrsnacht und das leckere Essen mit den Schwestern. Es wurde gesungen und gelacht bis die Uhr 00:00 anzeigte und sich alle in den Armen lagen und sich nur das Beste und Gottes Segen zum neu anfangendem Jahr wünschten.


 Ich fühle mich unglaublich ausgeglichen, ja das trifft es am besten. Ausgeglichen mit meinem Inneren und dem großen Ganzen da draußen, hier mein Dauerzustand und es fühlt sich wirklich gut an, solange ich den Moment lebe und nicht an die Zukunft denke, denn dann schießen mir die üblichen Zukunftsfragen durch den Kopf. „Was mache ich bloß wenn ich wieder in Deutschland ankomme?“  „Wie läuft dann alles ab?“ „Wo werde ich studieren?“ „Werde ich überhaupt studieren?“  „Falls ich nicht studiere, was für eine Ausbildung mache ich?“ „Oder vielleicht ein duales Studium?“  und und uuuuund….
 Ich möchte mich hier in meinem Auslandsjahr eigentlich überhaupt nicht mit diesen Themen beschäftigen, aber es schießt einem öfter als einem lieb ist durch den Kopf. Schließlich entscheide ich mich doch mal auf meine Uhr zu gucken, nachdem ich mit meinen Gedanken wieder mehr als abgeschweift bin. 11:10Uhr. Ups doch sehr spät geworden…  Zwar etwas spät, aber ich schmeiße mich aus dem Bett und tapse langsam aber sicher ins Badezimmer. Etwa 15 Minuten später traue ich mich dann auch zu den Schwestern, die mich mit einem Lächeln erwarten und mich belustigt fragen: „Naaa bist du ausgeschlafen?“  Die Schwestern sind zu diesem Zeitpunkt alle schon etwa 4 Stunden wach. Ein Frühstück und einen Crashkurs  über Skorpione, Taranteln und Vogelspinnen später und deutlich eingeschüchtert stehe ich mitten in Maria Reina. Ich lasse die ganze Atmosphäre auf mich wirken. Unfassbar diese Stille.  Eine sehr trockene Landschaft umringt von den Gebirgsketten, die Sonne ist sehr heiß und mein Körper signalisiert mir mehr als deutlich, dass wir gerade Juli und nicht Anfang Januar haben. Die Vielfalt der Natur hält sich in Grenzen und doch fasziniert sie mich, denn nur 1000km weiter im Norden und von dem wunderschönen grün des Südens ist hier weit und breit nichts zu sehen. Was hatte ich da nochmal in Erdkunde gelernt? –Genau, eine Strauchsavanne, das könnte dem Ganzen hier die passende Beschreibung geben.  Der heiße Wind weht mir ins Gesicht, die Pferde des altbekannten Don Memo, der das Gebiet hier bewacht und mit seiner Familie lebt, fressen das schon lange ausgetrocknete Graß und ich verschwinde wieder im Haus, da die Hitze kaum zu ertragen ist.



Einen Tag später, wie kann es auch anders sein? Ich mache Bekanntschaft mit einer für mich ziemlich großen Spinne und bin erstaunt, wie mädchenhaft und hysterisch meine Reaktion auf diese Kreatur war. Ich bin halb kreischend, lachend, singend, weinend und springend weggelaufen und hab den Kampf der Madre überlassen. Normalerweise habe ich kein Problem damit die üblichen kleinen Spinnchen in Deutschland kurzerhand zu eliminieren, aber hier lebt man mit den 5fach größeren Verwandten unter einem Dach. Ich weiß ja nicht wie ihr mit dem Wissen, dass die lieben handflächen großen Vogelspinnen da draußen ihr Wesen treiben und sich ihr zu Hause mit den Skorpionen teilen, schlafen würdet. Zumindest sind diese nicht giftig. Falls ich aber einem Skorpion über den weg laufe, sollte ich möglichst schnell reagieren und ihn möglichst schnell töten, denn von einem Skorpion gestochen zu werden soll ziemlich schmerzhaft sein.. Von dem knackigen Geräusch sollte ich mich nicht zu sehr beeinflussen lassen.  Ich glaube ich bevorzuge weglaufen, es sei den… Auch ganz wichtig, immer bevor man ins Bett steigt oder Schuhe anzieht, sicher gehen, dass ja kein Skorpion oder eine Tarantel sich darin/darunter verstecken. Was für Erfahrungen man hier doch macht. Die Massen an Mücken sind dann doch mein kleinstes Problem..

Ein frohes neues Jahr wünsche ich Allen!!! Ich hoffe alle sind gut reingerutscht und haben das Jahr 2014 friedlich hinter sich gelassen. Auf das ganze Neue, das einem täglich immer wieder begegnet.

Peaceee and ouuut!!! 
Chiaooo chiaooo